MeerRettich, RETT-Bull und Design Thinking – Soziale Innovationen und Design Thinking

Design Thinking Coach Wojkan A. Kleinschwärzer schildert im Design Thinking Newsletter die Erfahrung aus einem Design Thinking Projekt.

Aus dem Design Thinking Newsletter – Januar 2021

Human Centricity und agile Methoden passen gut zusammen. Wie zwei erfahrene Coaches soziales Engagement mit Design Thinking erfolgreich verknüpften.

Ich gehöre zu den Menschen, die in Fußgängerzonen sofort den Ich-bin-nicht-hier-und-sehe-dich-nicht-Blick aufsetzen, sobald sie jemandem mit einer Sammelbüchse begegnen. Manchmal keine Zeit, manchmal keine Lust und oft auch Kopf-Kino mit Bildern, die zeigen, wie sich jemand mit meiner Spende ein schickes Leben in der VIP-Lounge finanziert.

Wahrscheinlich ist diese Reaktion gar nicht so selten und für die Menschen die versuchen Spenden zu sammeln – natürlich nicht für ein Champagner-Leben – ein echtes Problem. Kein Geld für die Auffangstation für verwaiste Orang-Utan Babys, kein Ausbau der Übungsräume der Arbeitsgemeinschaft für Straßenmusiker, kein Geld für RETT… Moment mal… RETT?

Ich bin Wojkan Kleinschwärzer, Design Thinking Coach und Innovations-Treiber mit Leib und Seele. Gemeinsam mit meinem Kollegen Klaus Burghardt bekam ich im Umfeld eines unserer Projekte Kontakt zu Eltern, deren Kinder vom RETT-Syndrom betroffen sind. …

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RETT ist eine schwerwiegende, genetisch bedingte Entwicklungsstörung, die fast nur Mädchen betrifft und manchmal schon in den ersten Lebensmonaten der Betroffenen zu einer Stagnation und Regression der Entwicklung führt. Nicht medizinisch formuliert: Die Kinder entwickeln sich sowohl körperlich als auch geistig zurück. Es gibt bis heute keine Therapie die das RETT-Syndrom heilt. Es gibt lediglich unterstützende Therapien die manchmal lindern, aber eben nicht heilen können.

Needs identifizieren

Und jetzt sind wir wieder bei der Spenden-Sammelbüchse. Das Problem der Eltern der erkrankten Mädchen ist, neben viel Leid und Schmerz auf der emotionalen Ebene, schlicht und einfach die Frage wie all die therapeutischen Reitstunden, die speziellen Geh- und Sitzhilfen und viele andere Ausgaben für Linderung des Leids ihrer Kinder finanziert werden. „Analoges Crowdfunding“ in der Fußgängerzone hatte sich eben als nicht sehr effizient herausgestellt.

Coaching Concepts lud eine Gruppe betroffener Eltern und Freunde zu einem eintägigen Design Thinking Workshop ein. Die Challenge war schnell gefunden und nach einer kurzen Erklärung der Methodik startete die Gruppe. Es wurden Menschen auf der Straße interviewt, eine Persona gebildet, ein Point of View definiert und dann wurden Prototypen gebaut. Ab da wurde es, wie so oft in Design Thinking Prozessen, richtig WOW.

Kreativität nicht „allein im stillen Kämmerchen“

Der erste Prototyp war ein Verfahren mit dem bestimmte Gemüse-Sorten wie z.B. Meerrettich durch einen Laser-Druck mit dem Logo und der URL der Gruppe beschriftet werden. Ein Teil des Verkaufserlöses wird dann von den Händlern und Supermärkten an die Organisation abgeführt.

Ein anderer Prototyp ist der Aufbau eines Getränke-Labels der Marke RETT-Bull. Eine dritte Gruppe hatte den Prototypen einer Online-Plattform entwickelt die über RETT informiert und eben auch die Möglichkeit bietet mit Spenden zu unterstützen.

Design Thinking liefert schnelle Ergebnisse

Zusammengefasst bedeutet dies, dass Menschen die Design Thinking bis zu dem Workshop nicht kannten, in nur 8 Stunden lernten mit der Methode zu arbeiten und verwertbare, also „vermarktbare“ Ergebnisse produzierten.

Mindset, ein wichtiger agiler Motor

Für uns als Coaches war es spannend zu beobachten, wie wichtig es ist, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die bereit sind, sich auf agile Prozesse wirklich einzulassen. Und die Bestätigung, dass der, manchmal überstrapazierte Begriff, „Mindset“ eben doch ein wesentlicher Schlüssel für den Erfolg ist. Ein Arbeiten ohne „Das klappt sowieso nicht!“ Sprüche und Alpha-Tier-Gehabe.

Meine Ausweichstrategien bei der Begegnung mit Spenden-Sammlern in Fußgängerzonen haben sich nicht verändert – ich RETTe mich auf die andere Straßenseite.

Mehr Informationen zu RETT: https://www.rett.team/

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